Loading Spinner
Don’t miss out on items like this!

Sign up to get notified when similar items are available.

Lot 2001: Arnim, Bettina von: Brief 1838 an Hermann Weiße

Est: €1,800 EUR - €2,200 EUR
Galerie BassengeBerlin, GermanyOctober 22, 2010

Item Overview

Description

Arnim, Bettina von, geb. Brentano, Achim von Arnims Frau, Schriftstellerin (1785-1859). Eigh. Brief m. U. "Bettine Arnim" und Adresse. 3 S. Gr. 4to. (Berlin) 6.IV.1838.
Sehr umfangreicher, gehaltvoller Brief an den ihr befreundeten Philosophen Hermann Weiße in Leipzig, der ihr sein Buch "Die evangelische Geschichte, kritisch und philosophisch bearbeitet", das durch D. F. Strauß' "Leben Jesu" angeregt worden war, hatte zusenden lassen. "... Ein Erdreich was der gute Strauß rumgarrjolt hatte und lauter Sand hervorbrachte, das haben Sie mit der Harke geebnet und sorgfältig eine neue Saat vorbereitet. Ein jeder fängt seinen Weg an da wo er in den Verstand geboren ist; manche Wege laufen zusammen, dann übereilt einer den andern, und der ein Ziel erreicht ist geprießen. Ich steh da am Weg und seh sie vorbeispringen wie die Haasen nach Philosophie, nach Poesie, nach Kunst und Wissenschaft; und ich bleib stehen, und denke wenn mich Gott doch nur von selber erleuchten wollte; denn ich kann nicht mitspringen, weil ich gar kein Ziel erkenne ...".

Erzählt dann sehr poetisch ein Gleichnis von jemand, der auf dem Berg den Sonnenschein einfangen wollte, und fährt fort: "... oft glaub ich einen Gedanken der Weisheit eingefangen zu haben und möchte ihn aussprechen, aber dann merk ich daß es nichts ist als Erinnerung einer günstigen Minute, in der uns die Weisheit anstrahlte, und daß wir sie nur dann zurückstrahlen können, wenn sie uns anleuchtet ... Ich fühls wenn ich Ihr Buch durchblättere ... daß man denen Dank wissen muß die, mit reinem Gewissen die Nebel zertheilen, um die Wahrheit ins Leben treten zu lassen ... und was einmal dem Menschen gewiß ist das ist eine neue Welt in die er geboren ist, in der sein Geist ein neues Leben erfährt, sich entwickelt, neue Möglichkeiten erobert. Ach man sollte an nichts verzweifeln da die Weisheit nicht verzweifelt an dem Eigensinn, an der Boßheit des Unverstandes. Und gewiß ist Ihr Buch ein Schleichhändler der den Samenstaub vom verbotenen Baum in das Reich der Philister schaukelt; mögen ihn günstige Winde umherstreuen, daß er gedeihe ...".

Ferner über ihre Arbeit an der gegenüber der deutschen Fassung erweiterten englischen Ausgabe ihres "Tagebuchs": "... Ich hab bis heute an der Kette gelegen im englischen Dictionair. Der lezte Bogen meines Tagebuchs nebst einer Vorrede an die Engländer ist heute unter die Presse gekommen; Ich hab noch manches ungedruckte aus Blättern damaliger Zeit übersezt und der englischen Ausgabe hinzugefügt; so daß wohl ein halber Bogen neuer Text dabei ist. - ich hab die englische Sprache die ich nicht gelernt habe nach eigner Eingebung gewendet wie es mir harmonisch und deutlich erschien ...". - Im zweiten Blatt ein Loch, entstanden beim Öffnen der Versiegelung; das Papierstück mit dem Text jedoch vorhanden.

Auction Details

Rare Books, Autographs & Decorative Prints

by
Galerie Bassenge
October 22, 2010, 11:00 AM CET

Erdener Straße 5a, Berlin, 14193, DE