Lot 465: Kupferstich mit vier Ansichten der Kollegienkirche

Kupferstich mit vier Ansichten der Kollegienkirche in Salzburg,um 1707.Johann Bernhard Fischer von Erlach (Graz 1656-1723 Wien) leitete von 1693 bis zum Jahr 1709 die Bauunternehmungen des Salzburger Erzbischofs Johann Ernst Graf Thun (1687-1709). Seine Haupttätigkeit in der Stadt bestand im Neubau von vier Kirchen, die eine einheitliche Gruppe bilden und von denen je zwei enger zusammengehören: die Dreifaltigkeitskirche (1694-1702) und die Kollegien(Universitätskirche-)kirche (1696-1707), sowie dieUrsulinenkirche (1699-1705) und die Johannesspitalskirche (1695- 1704).Von diesen vier Erlach-Bauten ist die Kollegienkirche architekturgeschichtlich die bedeutendste; sie bildet den Übergang zu den Bauten der reifen Zeit des Architekten. Die Bedeutung des hier zur Auktion kommenden Stiches besteht darin, dass dieser die Innenansicht der Kollegienkirche noch im Planungszustand widerspiegelt, der nicht mit der Bauausführung gänzlich übereinstimmt.Weiter bietet der Stich mit den drei im unteren Bereich gezeigten Darstellungen der Seitenfront, der Hauptfront und des Grundrisses, einen Einblick in die kunstvolle Architektur dieser Kirche.1 Die Kartuschen zur Linken und Rechten beziehen sich auf den Erbauer, Johannes Ernst Graf Thun, und auf die Inhaberin dieser Kirche, die Benediktinteruniversität Salzburg, damals vertreten durch ihren Abt Placidus von St. Peter. Diese beiden geistlich-weltlichen Machtträger sind im oberen Teil durch ihre Wappen, jeweils von drei Putti getragen, repräsentiert. Der Text ganz unten links und rechts bezieht sich auf die Feierlichkeiten der Weihe der Kirche am 20. November 1707 zu Ehren der Unbefleckten Empfängnis der Jungfrau Maria. Die Weihe vollzog der Koadjutor und spätere Nachfolger Franz Anton Fürst von Harrach (1709-1727) in Anwesenheit des Erzbischofs Johann Ernst Graf Thun, der als der Gründer gepriesen wird. Die kirchlichen Feiern mit vollkommenem Ablass und die der Benediktineruniversität dauerten acht Tage, unter anderem mit Promotionen und Schauspielen unter Teilnahme des Erzbischofs. Diese vier Ansichten der Kollegienkirche auf einem einzigen Kupferstich (Bildausschnitt 93 x 61,5 cm, Mittelfalte, Passepartout, verglast, gerahmt) gehen zurück auf eine Zeichnung von Ämilian Rösch O.S.B., Architekt und Mechaniker, Benediktinerfrater in Mondsee (1639-1711 Mondsee) und auf den Kupferstecher Johann Ulrich Kraus ( Augsburg 1655-1719). Univ. Prof. Dr.Wolfgang Speyer 1 Prospectus inferior dimidii templi: Die Ansicht der Kirche im Querschnitt; facies lateralis exterior: Seitenansicht von außen (links); frons seu facies anterior: Stirn- oder die Ansicht von vorne; ichnographica repraesentatio templi: Grundriss der Kirche.