Lot 6141: Scholderer, Otto: Selbstporträt

Selbstbildnis. Pastell. 40 x 35 cm. Oben rechts monogrammiert und datiert "OS (18)85". Siehe Jutta Bagdahn, Otto Franz Scholderer. 1834-1902, Monographie und Werkverzeichnis, Diss. Freiburg 2002, Kat. Nr. 255.
Ganz am Anfang seiner künstlerischen Laufbahn lernte Scholderer Henry Fantin-Latour im Louvre kennen. Eine tiefe Freundschaft entwickelte sich zwischen beiden Künstlern, die sie ihr Leben lang verband. Auf Fantin-Latours berühmten 1870 entstandenen Gemälde "Un atelier aux Batignolles" (Musée d'Orsay) findet sich Scholderer (erste Figur links, stehend) neben Édouard Manet, Zacharie Astruc, Pierre-Auguste Renoir, Émile Zola, Frédéric Bazille und Claude Monet dargestellt. Die Künstlergemeinschaft lebte und wirkte im Pariser Stadtteil Batignolles, das sich in den 1860er Jahren als ein ausgesprochen populäres Künstlerviertel etablierte. Die Künstler trafen sich im Café Guerbois und stritten über die neuen Wege der Malerei in Abkehr vom akademischen Diktat.
Im Jahre 1885 fertigte Scholderer mehrere Selbstbildnisse in Pastell an, die den 51jährigen etwas geschönt zeigen, da er doch bereits sechs Jahren eine Brille trug und sein Bart leicht ergraut war. Ein Selbstporträt aus dieser Reihe widmete er Fantin-Latour, welches er dem Freund im Jahr 1886 zusandte. Im Vergleich zu unserem Porträt zeigt das Freundschaftsbild (deutscher Privatbesitz) Scholderer zwar gleich gekleidet, jedoch en face und zusätzlich einen Schlapphut tragend (siehe Jutta Bagdahn, S. 143/144). Im vorliegenden Bildnis im Profil malte der Künstler sich ernst und konzentriert. Sein Blick scheint in der Ferne etwas zu fixieren. Seine Gesichtszüge zeichnet er indes sanft und jugendlich.
Provenienz: Viktor Scholderer und seine Erben; Berliner Privatbesitz.